Dieser Beitrag erschien zuerst in «Future of Finance», einer Sonderpublikation, die dem Tages-Anzeiger am 7. Dezember 2024 beigelegt wurde.
Jahrelang war Bitcoin Zielscheibe der Kritik. Zu volatil, zu spekulativ, kein intrinsischer Wert – die Liste der Vorwürfe schien endlos. Doch das Jahr 2024 markiert eine Wende. Der Katalysator? Die traditionelle Finanzwelt, die Bitcoin-ETFs auf den Markt gebracht und damit die einstige Randerscheinung ins Herz der globalen Kapitalmärkte gehoben hat.
Ironischerweise ist Bitcoin ursprünglich angetreten, um genau dieses System zu umgehen. Nach der Finanzkrise 2008 wurde Bitcoin als dezentrales Geldsystem geschaffen, frei von Zentralbanken und Finanzinstitutionen. Doch genau diese Institutionen, die Bitcoin einst belächelten, treiben die Kryptowährung heute in neue Höhen.
Bitcoin-ETFs: Revolution eines Erfolgskonzepts
ETFs (Exchange Traded Funds) sind seit ihrer Einführung vor über 30 Jahren ein Erfolgsprodukt. Weltweit gibt es mittlerweile rund 10’000 ETF-Vehikel, die gemeinsam ein Vermögen von rund 12 Billionen US-Dollar verwalten. Sie bieten Anlegern kostengünstigen und flexiblen Zugang zu einer Vielzahl von Märkten.
Die Bitcoin-ETFs haben diese Erfolgsgeschichte jedoch in Rekordzeit neu definiert. Innerhalb von nur zehn Monaten ist das verwaltete Vermögen in diesem Segment von null auf knapp 60 Milliarden US-Dollar gestiegen – ein beeindruckender Sprung für eine noch junge Kategorie. Ein eindrucksvolles Beispiel für diesen Erfolg ist der BlackRock Bitcoin ETF. Zehn Monate nach seiner Einführung verwaltet er über 45 Milliarden US-Dollar – mehr als jeder andere ETF bei seiner Lancierung je erreicht hat.
Die erfolgreichste Anlageklasse der letzten 12 Jahre
Doch die Geschichte geht weit über ETFs hinaus. Bitcoin ist seit über einem Jahrzehnt die erfolgreichste Anlageklasse. Zwischen 2012 und 2023 war Bitcoin in neun von zwölf Jahren mit Abstand die beste Anlageklasse – wenn auch in drei Jahren die schwächste.
In dieser Zeitspanne legte Bitcoin durchschnittlich um 132% pro Jahr zu. Zum Vergleich: Der S&P 500 erzielte im selben Zeitraum durchschnittlich 13% pro Jahr, während Gold mit mickrigen 3% jährlich kaum eine ernsthafte Rendite bot. Und der Schweizer Aktienmarkt?
Trotz dieser eindrucksvollen Zahlen setzen die meisten Banken Bitcoin bislang nicht in ihrer strategischen Asset-Allokation ein. Auch das dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Der Druck seitens der Kunden wird steigen, insbesondere da immer mehr institutionelle Investoren Bitcoin ernst nehmen. Mit diesem wachsenden Interesse könnte die nächste Wachstumswelle bereits in den Startlöchern stehen.
Volatilität: Risiko oder Renditechance?
Die hohe Volatilität bleibt eine Herausforderung. Doch sie ist zweischneidig. Während Bitcoin in seinen Anfangsjahren durch extreme Schwankungen auffiel, hat die Volatilität in den letzten Jahren deutlich abgenommen – ein Effekt, der auf die zunehmende Marktteilnahme professioneller Investoren zurückzuführen ist. Vergleiche mit Tech-Giganten wie Tesla, Nvidia oder Meta sind ebenso aufschlussreich: Auch diese Aktien wiesen phasenweise ähnliche Volatilitätsniveaus auf.
Dabei ist Volatilität nicht per se schlecht: Sie eröffnet auch Renditechancen, besonders in einem diversifizierten Portfolio. Studien zeigen, dass eine geringe Bitcoin-Quote die Rendite deutlich steigern kann, ohne das Risiko signifikant zu erhöhen.
Kein intrinsischer Wert? Das Argument greift zu kurz
Ein weiterer Vorwurf: Bitcoin habe keinen intrinsischen Wert. Doch dieser Begriff ist in der Finanzwelt oft irreführend. Viele Vermögenswerte wie Fiatwährungen oder Gold besitzen keinen eindeutig feststellbaren inneren Wert. Ihr Wert basiert auf Vertrauen, gesellschaftlicher Akzeptanz und ihrer Funktion.
Fiatwährungen wie der US-Dollar oder der Euro existieren nicht durch physische Deckung, sondern durch das Vertrauen ihrer Nutzer. Ähnlich verhält es sich mit Bitcoin, dessen Wert auf seiner begrenzten Verfügbarkeit, technologischen Eigenschaften und dem Vertrauen seiner Nutzer beruht. Gold, trotz seiner geringen industriellen Anwendungen, schöpft seinen hohen Marktwert primär aus seiner historischen Rolle als Wertaufbewahrungsmittel.
Vermögenswerte sollten auch nach ihren Funktionen und ihrer gesellschaftlichen Nutzen bewertet werden. Bitcoin bietet genau hier greifbaren Nutzen: Als dezentrales, zensurresistentes Wertaufbewahrungssystem ermöglicht es Millionen Menschen weltweit den Zugang zu digitalem Geld, besonders in Ländern mit strengen Kapitalvorschriften, instabilen Finanzsystemen oder hoher Inflation, die traditionelle Währungen entwertet und deren Kaufkraft zerstört. Bitcoin zeigt, dass Wert nicht allein durch Tradition entsteht, sondern durch die Funktionen, die ein Vermögenswert für die Gesellschaft erfüllt.
Kritiker bleiben lautstark
Trotz dieser Entwicklungen bleiben einige Kritiker nicht still. Die Europäische Zentralbank (EZB) zählt zu den prominentesten Gegnern und hat wiederholt öffentlich gefordert, Bitcoin „zu eliminieren“. In offiziellen Papieren wird die Kryptowährung als „spekulative Blase“ bezeichnet, von der nur frühe Investoren profitieren. Zudem warnt die EZB, dass die Vermögenskonzentration durch Bitcoin die Gesellschaft destabilisieren und politische Prozesse beeinflussen könnte.
Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde ist kein Fan von Bitcoin. Sie bezeichnet Kryptowährungen als reine Spekulation, die den Westen bedrohe und autoritären Regimen in die Hände spiele. Doch viele ihrer Argumente halten einem Faktencheck nicht stand – ein Zeichen dafür, wie sehr Bitcoin weiterhin polarisiert.
Strategische Reserven: Unternehmen und Staaten setzen auf Bitcoin
Während Kritiker Bitcoin weiterhin als spekulative Blase abtun, sehen Unternehmen und sogar Staaten zunehmend den strategischen Wert der Kryptowährung. Der Kaufkraftverlust vieler Fiatwährungen hat viele dazu bewegt, nach Alternativen zu suchen. Zentralbanken betreiben eine Geldmengenpolitik, die zu Inflation und damit zur Minderung der Kaufkraft führt – ein Problem, das Bitcoin durch seine feste Begrenzung auf 21 Millionen Einheiten gezielt adressiert.
MicroStrategy war einer der Vorreiter, doch die Liste der Unternehmen, die auf Bitcoin setzen, wächst stetig. Neben der Privatwirtschaft erkennen nun auch Staaten das Potenzial. In den USA brachte Senatorin Cynthia Lummis den Bitcoin Act of 2024 ein, der die Schaffung einer nationalen Bitcoin-Reserve vorsieht. Bis zu eine Million Bitcoin sollen über fünf Jahre erworben werden. Solche Entwicklungen können Schule machen und weitere Länder und Regionen könnten diesem Beispiel folgen.
Die unterschätzte Kraft von Technologie
Technologische Entwicklungen werden oft unterschätzt – zumindest langfristig. Bitcoin hat sich in den letzten Jahren vom Buhmann zum Star der Finanzwelt entwickelt. Die Einführung von ETFs hat Bitcoin endgültig in den globalen Finanzmärkten etabliert. Doch Bitcoin ist mehr als nur ein Spekulationsobjekt – es ist eine technologische und finanzielle Revolution, die gerade erst begonnen hat. Risiken bleiben, doch die Chancen sind zu gross, um sie zu ignorieren.
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